Feuerstein
Feuerstein, auch Flint oder Silex genannt, stellt das gängigste Rohmaterial zur Herstellung von Steinwerkzeugen in der Urgeschichte dar. Der Irrglaube, mit Feuerstein lasse sich Feuer machen, führte zu seinem deutschen Namen. Zwar lassen sich Funken erzeugen, wenn man einen anderen Stein wie etwa einen Quarzit gegen einen Feuerstein schlägt, nur sind die entstehenden Funken nicht heiß genug, um ein Feuer zu entzünden. Um dies zu erreichen, benötigt man Pyrit, welchen man gegen den Feuerstein schlägt. Jedoch genügt hier auch ein Quarzit in Verbindung mit einem Pyrit.
Erste Nachweise für eine Nutzung von Feuerstein zur Herstellung einfacher Werkzeuge finden sich in Afrika. Gemeinsam vorkommende Fossilien von Frühmenschen und einfachen Feuersteinabschlägen sind 2,3 Mio. Jahre alt. So stellt Feuerstein im Paläolithikum (Altsteinzeit), Mesolithikum (Mittelsteinzeit) und Neolithikum (Jungsteinzeit) bis zum Beginn der angrenzenden Bronzezeit um 2000 v.Chr. vor allem in Europa das gängigste Rohmaterial zur Herstellungen von Steinwerkzeugen dar, welche wiederum den Großteil des Werkzeugspektrums unserer Vorfahren ausgemacht haben dürften.
Bei Feuerstein handelt es sich um mikrokristalline Gesteine, die in einem Zeitraum von vor 180 – 70 Mio. Jahren (Jura bis obere Kreide) entstanden. Feuerstein besteht aus nahezu reiner Kieselsäure. Die Farbskala von Feuerstein ist sehr variabel, so reicht sie von weiß bis grau über rötlich, grün, braun und gelb bis hin zu schwarz. Durch diese Farbspektren in Zusammenhang mit fossilen Einschlüssen lässt sich auch bei fortgetragenem Material, egal ob natürlich oder von Menschenhand, das Rohmaterial seinen ursprünglichen Lagerstätten zuordnen.
Feuersteinabschläge mit einer zugehörigen Feuersteinknolle; die Knolle ist durch Verlagerung und durch das Aneinanderschlagen an anderes Gestein innerhalb eines Flusses oder innerhalb durch eine Schichtverlagerung im inneren zerklüftet. Sie ist quasi innerlich vorperforiert, so dass Abschlaäge entlang dieser Klüfte herausbrechen. Für die Artefaktherstellung daher unbrauchbar, zeigt die Knolle und die von ihr stammenden Abschläge jedoch den muscheligen und scharfkantigen Bruch des Feuersteins besonders gut.
Herstellungsabfall bei der Produktion eines Faustkeils; die ursprüngliche Knolle stellte sich als intakt heraus, besitzt also keine innere Zerklüftung, so dass gezielt Abschläge abgetrennt werden konnten
Feuerstein tritt in der Natur in Knollenform auf, kann aber auch in dicken Platten vorliegen. Charakteristisch ist eine den Feuerstein umschließende Rinde, Kortex genannt, die vor der weiteren Bearbeitung des Rohstoffes entfernt werden muss, da diese häufig sehr stark verwittert ist und eine direkte Bearbeitung erschweren bis unmöglich machen kann.
Feuerstein als Rohstoff zur Werkzeugherstellung ist dahingehend sehr attraktiv, da er sich sehr gut bearbeiten lässt und sich im Bruch muschelig und scharfkantig darstellt. Durch Benutzung eines so genannten Schlagsteins, zumeist einfache, runde Quarzgesteine, kann gezielt ein Schlagimpuls durch den Stein geleitet werden, so dass eine Zerlegung des Ausgangsobjektes in so genannten Abschlägen erfolgen kann. Durch die sehr feine Struktur besitzt Feuerstein bestimmte Brucheigenschaften, welche es dem Steinschläger ermöglichen, bereits im Vorfeld die mögliche Form und Größe des zu erzielenden Abschlags zu bestimmen.
Text und Fotos: Julian Göbel
Weiterführende Literatur:
– J. Hahn, Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten: Einführung in die Artefaktmorphologie. Archaeologica Venatoria 10 (Tübingen 1991)
– H. Floss (Hrsg.), Steinartefakte: vom Altpaläolithikum bis in die Neuzeit (Tübingen 2012)